Begegnung mit Adam Price

ADAM PRICE

Weil ich mich nicht recht entscheiden konnte, was ich eigentlich machen wollte, beschloss ich, alles auszuprobieren, aber wenn Sie mich morgens um 4 Uhr noch einmal fragen, würde ich sagen, dass ich Autor bin. In meinem tiefsten Innern war ich schon immer ein Geschichtenerzähler, und ob es sich dabei um Skripte, Romane, Theaterstücke oder sogar Opern handelt, ist eher zweitrangig. Meine vorrangige Begabung ist wohl das Schreiben von Drehbüchern, und die Serie Borgen war sicherlich ein Höhepunkt. Meine Leidenschaft für das Geschichtenerzählen beschränkt sich allerdings nicht auf ein einziges Medium. Zusammen mit meinem Bruder James betreibe ich eine Reihe von Restaurants in Kopenhagen und wir sind auch als Fernsehköche tätig: Der kreative Prozess, bei dem ein Gericht entworfen und mit dem richtigen Wein kombiniert wird, ähnelt stark dem Prozess, der beim Schreiben einer Geschichte zum Tragen kommt, wobei Aromen, Texturen und Gefühle geschichtet und aufgebaut werden.

Jedes Projekt, das ich in Angriff nehme, webt einen neuen und einzigartigen Faden in den Wandteppich meines Lebens. Skripte verfassen, innovativ Theaterstücke schreiben, kulinarische Kombinationen kreieren - all diese Leidenschaften fließen ineinander.

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Ich habe meine Leidenschaft für Wohlgeschmack und Aromen von meinem Vater geerbt, der in ärmlichen Verhältnissen mit einer alleinstehenden Mutter aufwuchs, die Tänzerin war. Trotz ihrer finanziellen Schwierigkeiten war sie eine begnadete Köchin. Mein Vater aß so gerne und liebte das Essen, dass er anstatt einer Gutenachtgeschichte Rezepte vorgelesen bekommen wollte. Er war schon in jungen Jahren fest entschlossen, dass er nie mehr Hunger leiden wollte und dass er, wenn er endlich Geld verdiente, immer gut und lecker essen würde. Er wurde Schauspieler und Direktor, aber neben seiner Arbeit schrieb er sein Leben lang über das Essen. Seine Leidenschaft inspirierte mich und so begann ich schon in jungen Jahren als Foodjournalist zu arbeiten und wurde mit 25 Jahren Restaurantkritiker für die Zeitung Politiken. 20 Jahre lang besuchte und bewertete ich Restaurants. In diesem langen Zeitraum feilte ich an meiner Ein- und Wertschätzung der kulinarischen Künste und der komplexen Zusammenstellung von Essen und Wein. Der Wechsel vom Restaurantkritiker zum Restaurantbesitzer war ein gewagter und ungewöhnlicher Karriereschritt! – Manche würden sagen, dass dieser Wechsel einem öffentlichen Suizid gleichkam - aber dieses Risiko hat es mir erlaubt, meine Leidenschaft voll und ganz auszuleben und meine besondere Sicht auf die Dinge in diese Unternehmung einzubringen.

ADAM PRICE

Schon in jungen Jahren hatte ich das Privileg, einzigartige Weine zu probieren, denn mein Großvater mütterlicherseits, ein bekannter Anwalt in Dänemark, wurde oft mit klassischen französischen Weinen als Teil seiner Honorare entlohnt. Am Geburtstag meiner Mutter kamen wir beispielsweise regelmäßig in den Genuss eines Weines aus ihrem Geburtsjahr. Ich trank damals fast ausschließlich französischen Wein. In den Jahren 2000-2002 wurde die skandinavische Küche jedoch von der neuen nordischen Welle erfasst, die mit dem Aufstieg des Restaurants Noma einherging. In dieser Zeit des Wandels lag der Schwerpunkt auf lokalen, saisonalen Zutaten und innovativen Techniken, so dass Weine in unseren Fokus rückten, die diese Geschmacksentwicklung begleiten konnten. Die Beliebtheit von Naturweinen stieg sprunghaft an und revolutionierte die skandinavische Weinszene tiefgreifend.

ADAM PRICE

Ja, ich habe zufälligerweise eine starke Vorliebe für Naturweine. Diese Weine zeichnen sich durch minimale Eingriffe und den Fokus auf biologische und biodynamische Anbaumethoden aus und passen perfekt zur neuen nordischen Philosophie der Naturreinheit und Ursprünglichkeit. Ich habe eine Vorliebe für Bioprodukte im Allgemeinen - nicht nur, weil die Welt dadurch grüner und umweltfreundlicher wird, sondern auch, weil die Menschen, die diese Produkte anbauen und produzieren, einen steinigen Weg gehen. Sie beschließen, sich zu spezialisieren und bemühen sich um ständige Verbesserung.

Die Kombination von natürlichen Weinen mit der nordischen Küche ist besonders interessant. Ich trinke natürlichen Wein sogar ziemlich häufig. Ich habe so einige Lieblingserzeuger, von denen wir gleich eine Flasche öffnen werden. Dieser Wein spiegelt das Engagement und die Leidenschaft wieder, die das Außergewöhnliche hervorbringen: Einen Gravner Ribolla 2014, einen gereiften Orange-Wein von Josko Gravner.

ADAM PRICE

Einer meiner liebsten Kunstgriffe betrifft diesen Wein. Der Gravner Ribolla ist zwar nicht so intensiv wie Jura-Weine, zeichnet sich aber durch einen leicht oxidativen Stil aus. Wenn man den Wein „unbegleitet“, also ohne Essen, trinkt, sind diese oxidativen Noten beim ersten Schluck ziemlich ausgeprägt. Der Kunstgriff funktioniert jedoch, wenn man diesen Wein mit Hartkäse kombiniert. Der Wein erfährt dann eine bemerkenswerte Verwandlung.

Wir sollten diesen Wein zunächst pur aus Gläsern trinken, die Josko Gravner selbst entworfen hat. Danach sollten wir ein kleines Stückchen der Käsesorte Pecorino Romano essen und dabei erleben, wie sich der Wein verwandelt und an Komplexität gewinnt. Diese wunderbare Kombination zeigt, wie Essen das Trinkerlebnis und den Trinkgenuss steigert, da es neue Dimensionen und Nuancen des Weins zutage fördert.

ADAM PRICE

Ich habe tatsächlich eine ziemlich umfangreiche Sammlung - ich glaube, ich besitze mehr als 130 Bücher über Wein. Wenn ich zwei herausgreifen müsste, die einen größeren Einfluss auf mein Leben hatten, wäre das erste „Politikens Vinbog“, ein klassisches und unglaublich nützliches Weinbuch in dänischer Sprache. Dieses Buch war mein ständiger Begleiter, als ich meine Reise als Restaurantkritiker begann.

Das zweite Buch, das einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat, heißt „A Scent of Champagne“ von dem schwedischen Champagner-Autor Richard Juhlin. Dieser luxuriöse Band nimmt den Leser mit auf eine Reise in die Welt des Champagners und erforscht seine Eleganz und seine Feinheiten auf eine tiefgründige und fesselnde Weise.

ADAM PRICE

Alles in allem kommen an meinem Hauptwohnsitz und in meinem Sommerhaus rund 1400 Flaschen zusammen!